Die nagelneue Sonnenterrasse im Tölzer Freibad Eichmühle ist wieder geschlossen. Der Grund: Schamhafte FKKler. Es wirkt ein bisschen skurril.
Bad Tölz – Die Sonnenterrasse auf dem Dach des Freibads Eichmühle ist kaum eröffnet, da ist sie schon wieder geschlossen. Der Grund: Die nackten Sonnenanbeter fühlten sich durch die Blicke der Kioskgäste belästigt. Endgültig beerdigt ist das Projekt aber nicht: In etwa zwei Wochen könnte es einen Neustart geben.
Am 1. Juni eröffneten die Tölzer Stadtwerke mit einem Sommerfest die Dachterrasse, von der man einen herrlichen Blick auf die Berge und das Ellbacher Moor hat. Aber nicht nur das: Von der Terrasse ist auch ein Teil des FKK-Geländes einsehbar. Mittlerweile gibt es zur Terrasse kein Durchkommen mehr – ein Holztor versperrt den Aufgang.
FKKler schämen sich für Nacktheit: Freibad Eichmühle schließt Sonnenterrasse
Walter Huber ist das schnelle Ende des Projekts unüberhörbar peinlich. Der Stadtwerke-Chef räumt eine eigene Fehleinschätzung ein. „Nach meiner Meinung und nach Meinung der Bademeister ist da ein Sichtschutz nicht unbedingt notwendig“, sagt Huber.
„Wir haben geglaubt, dass sich die FKKler, die sich gestört fühlen, einfach näher an die Hecke hinlegen, wo man sie nicht sehen kann. Aber es gibt da einige, die extrem gschamig sind.“ So wurde nun eine Zaunbaufirma beauftragt, auf einer Länge von acht Metern einen Sichtschutz zu errichten: „Es gibt da leider auch keine Zwischenlösung“, bedauert Huber.
Sonnenterrasse in Bad Tölz: Es gab eine Reihe von Problemen
Die Sonnenterrasse scheint unter keinem allzu guten Stern zu stehen, denn eigentlich sollte sie schon viel früher fertig sein. Erst einmal gab es Probleme mit der Genehmigung. „Wir waren der Meinung: Die Eichmühle steht seit 90 Jahren, da kann es so schlimm mit der Statik nicht sein. Und Probleme mit der Statik gibt es in der Praxis auch nicht.“
Die Genehmigungsbehörde war jedoch der Meinung, dass das Gebäude bis in eine Tiefe von sechs Metern mit Rammpfählen gesichert werden muss: „Dadurch ist die Terrasse etwas teurer geworden als geplant“, gibt Huber zu. Im Winter sei die Verzögerung nicht weiter schlimm gewesen, jetzt schon: „Unser Bademeister ruft täglich bei der Firma an, aber alle Handwerker haben momentan viel zu tun.“
Freibad Eichmühle Bad Tölz: FKKler fühlen sich begafft
Nachgebessert werden muss auch an einer anderen Stelle. Den Lebensmittel-Kontrolleuren war die hölzerne Essens-Durchreiche im ehemaligen Kassenhäuschen ein Dorn im Auge. Sie forderten eine Durchreiche aus Edelstahl: „Auf der Unterseite der Teller könnten ja ein paar Fettspritzer sein“, sagt Huber. Die Edelstahl-Durchreiche wird nun auch noch eingebaut: „Wenn man immer an alle Details denken will, dann kommt man nie zu was“, sagt Huber. „Lieber packt man an und kümmert sich dann um die Details.“
Sonnenterrasse in Freibad Eichmühle: Besucher wollen sie zurück
Was sich in der Testphase außerdem gezeigt hat: Die zweite Essenausgabestelle ist für die Wirtsleute eine Herausforderung. An schönen Tag hätten sie schon davor am Anschlag gearbeitet, an schlechten Tagen haben sie zu viel Personal. Huber: „So einen Kiosk zu betreiben, ist ein Höllen-Geschäft.“
Positiv sei in der kurzen Öffnungszeit jedoch die Resonanz auf die Sonnenterrasse gewesen: „Das zeigt, dass wir nicht so ganz an den Wünschen der Tölzer vorbei geplant haben.“